Sunday, July 24, 2016

Das Darknet - dunkel und gefährlich

Wie wir heute hören, hat der jugendliche Attentäter von München sich seine Mordwaffe im dunklen und verborgenen Teil des Internets, dem sogenannten Darknet gekauft. Die meisten User haben auf den grössten Teil der im Web vorhandenen Informationen keinen Zugriff: Google indexiert nicht einmal 20 Prozent aller Adressen im Internet; eine Google-Suche zeigt laut Experten gerade mal 0,03 Prozent aller im Internet vorhandenen Informationen an – der Rest befindet sich im sogenannten Deep Net, wo auch riesige (legale) Datenbanken gespeichert sind und viel Platz in Anspruch nehmen. Auch das Darknet ist Teil dieses schwer zugänglichen Teils des Internets; die Gesellschaft kann nicht viel dagegen unternehmen.

Bitcoin spielt eine wichtige Rolle im Darknet: Hier kommen
ausschliesslich Kryptowährungen wie Bitcoin zum Einsatz; so
kann auch der Zahlprozess völlig anonym ablaufen.            
Die SZ kennt die Details der Münchner Amokwaffe:
“Bei der Glock 17, Kaliber neun Millimeter, mit der der Schüler David S. am Freitagabend in München neun Menschen und sich selbst erschoss, handelt es sich um eine reaktivierte ("reaptierte") Theaterwaffe. Das Beschusszeichen stammt von 2014. Danach war die Waffe nicht mehr scharf, allerdings wurde sie irgendwann in der Folge - wann und durch wen ist noch nicht bekannt - wieder gebrauchsfähig gemacht. Die Waffe trägt ein Prüfzeichen aus der Slowakei; was bedeutet, dass die Pistole irgendwann in der Vergangenheit in dem Land gewesen ist. Diese Waffe hat sich David S. im Darknet beschafft. Das Darknet ist eine Art geheimes Web, eine Parallelwelt zum Netz aus Facebook, Amazon und den Nachrichtenseiten, das die meisten Internetnutzer kennen. Die Seiten im Darknet lassen sich nur aufrufen, wenn man die richtige Software verwendet und genau weiß, wo man suchen muss. Häufig nutzen Kriminelle das Darknet, etwa, um dort mit Waffen, Drogen oder Kinderpornographie zu handeln.“
Gemäß Marc Goodman, der ein Buch zum Thema geschrieben hat, werden im Darknet nicht nur Waffen sondern auch Drogen, Falschgeld, gefälschte Papiere, wie Fahrausweise, Identitätskarten und Pässe, Diplomatenausweise, und natürlich Universitätsabschlüsse gehandelt. Dazu kommen Waffen, Bomben und sogar menschliche Organe. Auch Killer können im Darknet angeheuert werden. Wie gelangt man ins Darknet?  The Onion Router (Tor) ist eine der wichtigsten Zugangsmöglichkeiten. Tor ist eine Software, die es so gut wie unmöglich macht, Web-Aktivitäten zurückzuverfolgen.
Wie der Münchner Amokläufer bewiesen hat, ist es nicht schwierig, im Darknet unerkannt illegale Waffen und Munition einzukaufen. Wie der Berliner Kurier berichtet, bemüht sich die Polizei, trotzdem nicht ganz machtlos zu erscheinen:
"Die Polizei versucht, mit Lockangeboten Drogen- oder Waffenkäufer zu überführen. Denn die illegale Ware kommt per Post – der Käufer muss also eine Lieferadresse angeben. So kann es vorkommen, dass statt dem Postboten die Polizei klingelt – auch wenn die Ware möglichst unauffällig verpackt war. Oder aber im Päckchen kein Koks sondern Backpulver ist, oder eine Spielzeugwaffe statt der tödlichen Pistole. Oder der Auftragskiller tut einfach nichts, außer Geld zu kassieren. Denn auch Betrüger sind im Darknet unterwegs. Ihre „Opfer“ können schlecht zur Polizei gehen.“

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