Tuesday, February 10, 2015

Wo ein Mikrophon ist, ist ein Weg (um jemanden zu belauschen)

Es gibt immer mehr Gadgets und Haushaltgeräte, die mit Sprachsteuerung funktionieren. Das ist deshalb problematisch, weil für die Ausführung dieser Sprachbefehle auf die Cloud zugegriffen wird. Das kann dann eben dazu führen, dass Ihre Gespräche irgendwo im Internet verwertet werden, auch wenn Sie das lieber nicht möchten.

Samsungs Smart TVs sind sehr leistungsfähig - unter anderem
reagieren sie auf mündliche Befehle. Mit anderen Worten:Sie
hören zu                                                                 Samsung
Samsung hat es wohl gut gemeint. Ein Hinweis im Kleingedruckten in den Unterlagen zu einem Smart-TV führte zu einer ganzen Reihen von sensationellen Medienartikeln, die sich die Firma wohl lieber erspart hätte. “Achtung: Samsung hört mit“ oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen. Der Südkoreanische Hersteller hatte in den Unterlagen darauf hingewiesen, dass die Smart-TVs aus dem Hause Samsung die Sprachbefehle der Anwender und eben auch andere abgehörte Informationen an Drittanbieter übertragen würden. Wohl um sich haftpflichtmässig abzusichern, fügte Samsung auch noch an, dass man nicht verantwortlich dafür sei, wie diese Drittanbieter Privatsphäre- und Sicherheits-Maßnahmen umsetzten.
24 Stunden später sieht es nun nicht mehr ganz so schlimm aus, dass sich die Tech-Journalisten bemüssig fühlen müssten, Big Brother als Vergleich anzuführen.
Samsung beeilte sich nämlich, eine Richtigstellung zu verbreiten. Zitat aus der NZZ:
“Samsung gibt Entwarnung: Der Elektronik-Riese hat am Montag versichert, dass seine Fernseher nicht die ganze Zeit Tonaufnahmen aus ihrer Umgebung übers Internet übertragen. Nutzer müssten erst eine Suchanfrage per Sprachsteuerung aktivierten, sagte ein Sprecher am Montag. Das geht per Knopfdruck auf der Fernbedienung. Erst dann würden Tonaufnahmen an Drittanbieter übermittelt. Ausdrücklich nur für diesen Fall sei die Warnung in den Nutzungsbedingungen gedacht, dass dabei auch eventuell vertrauliche Gespräche übertragen werden könnten […]Bei der Sprachsteuerungsfunktion gehe es um Suchanfragen wie etwa «Wann kommt der nächste Krimi?», erläuterte der Sprecher. Das würde auch erklären, warum die Daten an Drittanbieter gehen, etwa an Firmen, die Fernsehprogramme digital analysieren. Der Nutzer sehe ein Symbol auf dem Bildschirm, wenn die Sprecherkennung eingeschaltet sei…“
So weit so gut – oder etwa doch nicht?
Das Internet der Dinge funktioniert nur, wenn diese Dinge, die im Web vernetzt sind, auch mit Sensoren ausgestattet sind – zum Beispiel mit Mikrophonen. Wo ein Mikrophon ist, gibt es meistens auch einen Weg, um jemanden zu belauschen.  Zitat aus dem Stern:
“In Apples iPhones springt die persönliche Assistentin Siri bei einem längeren Druck auf den Home-Button an. Besitzer eines iPhones können auch einstellen, dass die Funktion auf die Worte "Hey, Siri" reagiert. Das ist nur bei Anschluss an ein Ladegerät möglich. Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android reagieren ähnlich auf die Worte "Okay, Google". Bei Microsoft funktioniert das mit "Hey, Cortana" - das ist der Name des Windows-Sprachassistenten. Die gesprochenen Worte werden dabei bei allen Anbietern an ihre Server und wieder zurück übertragen. Die Auswertung in der Cloud erlaube eine bessere Spracherkennung als nur auf dem Gerät selbst, heißt es.
Auch Amazon lässt auf seiner TV-Box Fire TV per Sprache nach Filmen, Serien oder Schauspielern in seinem Video-Angebot suchen. Dafür muss ein Knopf auf der Fernbedienung gedrückt werden. Der Online-Händler testet aktuell in den USA zudem den Lautsprecher "Echo", der auch als persönlicher Assistent im Haushalt fungieren soll. Er hört aktiv zu, wenn er mit dem Namen "Alexa" angesprochen wird.“
Man muss wohl keinen Verfolgungswahn haben, um derartige Fähigkeiten digitaler Gadgets mit Vorsicht zu behandeln.


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