Tuesday, April 30, 2019

Keine Likes mehr: immer mehr Verstorbene auf Facebook

Die meisten Facebook-Nutzer kennen Facebook-Profile, deren Eigentümer nicht mehr unter den Lebenden weilen. In vielen Fällen bleibt das Profil dann ganz einfach erstarrt in der Zeit: Für Aussenstehende ist nicht ersichtlich, dass die Person gestorben ist. Diese Problematik könnte sich für Facebook zu einer Herausforderung auswachsen. Wissenschaftler haben nämlich vorhergesagt, dass die Zahl der Toten innerhalb von 50 Jahren die der Lebenden auf Facebook übertreffen könnte.

Analysen der University of Oxford haben ergeben, dass mindestens 1,4 Milliarden Facebook-Mitglieder vor 2100 sterben werden. Schon in 50 Jahren könnten also die nur noch digital existierenden User die Zahl der wirklich noch Lebenden im größten sozialen Netzwerk der Welt übertreffen. Falls Facebook gar weiterhin so weiterwächst wie bisher, könnte die Zahl der toten Nutzer bis zum Ende des Jahrhunderts bis zu 4,9 Milliarden erreichen. Die Autoren der Studie, Carl Ohman und David Watson, Doktoranden am Oxford Internet Institute, schreiben in ihrer in ihrer Schlussfolgerung :
Facebook auch nach dem Tod: Immer mehr User sind nicht mehr.      Bild PD 
"Wir sind zum Schluss gekommen, dass allein in den nächsten Jahrzehnten Hunderte von Millionen von Totprofilen im Netzwerk erscheinen werden und dass die Zahl der Toten die der Lebenden vor Ende des Jahrhunderts übertreffen könnte, je nachdem, wie sich die globalen Netzerdurchdringungsraten entwickeln. Diese Statistiken werfen neue und schwierige Fragen auf, zum Beispiel, wer das Recht auf all diese Daten hat, wie sie im besten Interesse der Familien und Freunde des Verstorbenen verwaltet werden sollen und wie sie von zukünftigen Historikern genutzt werden können, um die Vergangenheit zu verstehen. Das Management unserer digitalen Überreste wird letztendlich jeden betreffen, der Social Media nutzt, da wir alle eines Tages alle weggehen und unsere Daten zurücklassen werden.“
Die Vorhersagen basieren auf Daten der Vereinten Nationen, welche die erwartete Sterblichkeitsrate und Bevölkerung für jedes Land nach Alter geordnet liefern, und Facebook-Daten, die aus der Audience Insights-Funktion des Unternehmens stammen. 
Es habe noch nie ein so umfangreiches Archiv menschlichen Verhaltens und menschlicher Kultur an einem Ort gegeben, sagt Co-Autor Watson:
"Die Kontrolle dieses Archivs wird in gewisser Weise darin bestehen, unsere Geschichte zu kontrollieren. Es ist daher wichtig, dass wir sicherstellen, dass der Zugang zu diesen historischen Daten nicht auf eine einzige gewinnorientierte Firma beschränkt ist. Es ist auch wichtig sicherzustellen, dass zukünftige Generationen unser digitales Erbe nutzen können, um ihre Geschichte zu verstehen."
Nicht nur in Oxford, auch im Silicon Valley hat man die Problematik zumindest teilweise erkannt. Facebook hat kürzlich bekanntgegeben, dass es künstliche Intelligenz verwenden wird, um Profile von Menschen zu finden, die gestorben sind. Ausserdem will es das Unternehmen Freunden und Familienmitgliedern ermöglichen, in einer neuen Rubrik Beiträge zu schreiben und Fotos austauschen, um sich an ihre Verstorbenen zu erinnern.

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