Friday, March 22, 2019

Gesichtserkennung macht das digitale Netz engmaschiger

Gesichtserkennung könnte der nächste grosse Schritt im digitalen Alltag werden - dafür gibt es klare Anzeichen. Computer-Power und künstliche Intelligenz führen dazu, dass heute sogar gewisse Smartphones in der Lage sind, Gesichter zu erkennen. Die Technologie ist zwar unheimlich praktisch, birgt aber auch viele Gefahren, was den Schutz der persönlichen Freiheit betrifft.

Wer ist wer? Digitale Gesichtserkennung kann diese Frage in vielen Fällen
beantworten.                                                                    Wikimedia Commons
Dass Gesichtserkennung auch zur Einschränkung persönlicher Freiheiten genutzt werden kann, zeigt sich in China, wo der Staat ein digitales Überwachungssystem aufbaut, mit dem alle Bürger kontrolliert werden sollen - und zwar in so gut wie allen Lebensbereichen. Dazu setzen die Behörden auch Gesichtserkennung ein - um gute und schlechte Bürger zu identifizieren. Personen, die mit ihrem Verhalten nicht den Erwartungen des Staates entsprechen, müssen mit Konsequenzen rechnen: Sie können zum Beispiel keine Tickets für Flüge oder Hochgeschwindigkeitszüge kaufen oder in bestimmten Hotels logieren. Gesichtserkennung ist in China auch sonst im Mainstream angekommen: In der Tech-Metropole Shenzhen wird der Kauf von U-Bahn-Fahrten aufgrund von Gesichtserkennung getestet, wie die South China Morning Post kürzlich berichtet hat.
Auch im Westen ist Gesichtserkennung im Alltag angekommen - ohne dass wir es gemerkt haben. So wird die Technologie vor allem zur Rechtsdurchsetzung benutzt, wie wir an dieser Stelle schon berichtet haben:
“Detailhandelsgeschäfte seien heute in der Lage, durch den Einsatz digitaler Gesichtserkennung einen registrierten Ladendieb zu erkennen, bevor er zwei Schritte in einen Laden getan hat. Registrierte Gesichter sind  in diesem Fall solche, die bereits einmal gesetzlich oder privat für einen solchen Diebstahl belangt worden sind.  Es dauere nicht einmal eine Sekunde, ein von einer Kamera erfasstes Gesicht automatisch mit einen Datenbank, die Bilder von 25 Millionen Menschen enthalte, abzugleichen, sagt Peter Trepp, CEO der kalifornischen Firma FaceFirst.“
Gesichtserkennung habe “ungeahnte Folgen“, titelt heise online. Die Zahl der Unternehmen, die ihre Überwachungssysteme der Polizei zugänglich mache, nehme ständig zu:
“Würde die Polizei selbst überwachen, bräuchte sie einen Anlass und häufig einen Gerichtsbeschluss. Diese Schranken kann sie umgehen, wenn sie auf Kameras und Gesichtserkennung Privater zugreift. Auch an US-Grenzen gibt es immer mehr Gesichtserkennung, und selbst dort ist nicht geregelt, wie hoch die Erkennungssicherheit sein muss, bevor ein gemeldeter Treffer als zuverlässig akzeptiert werden darf.
"Wenn wir diese Technik nicht wirklich einschränkten, laufen wir Gefahr, unsere alltägliche Freiheit zu verlieren – uns anonym fortzubewegen, ohne verfolgt und identifiziert zu werden", sagte Neema Singh Guliani, Anwalt der Bürgerrechtsorganisation ACLU …“
Das Samsung Galaxy S10+ bietet bereits Gesichtserkennung für die Entsperrung des Smartphones. Allerdings lasse sich das System gemäß Medienberichten relativ leicht in die Irre führen. Die Gesichtserkennungstechnologie ist also noch nicht total zuverlässig, wird aber trotzdem schon von staatlichen und privaten Ordnungskräften eingesetzt. Umso notwendiger scheint es, in freiheitlichen Gesellschaften den ungeregelten Einsatz der Technologie einzuschränken. Denn, wie heise.de berichtet, können auch gesetzestreue Bürger im digitalen Netz hängenbleiben:
“Eine US-Ladenkette sucht bereits automatisch nach Personen, die in irgend einer Filiale des Ladendiebstahls beschuldigt wurden, wie Cnet berichtet. Meldet das Kamerasystem einen Treffer, werden Sicherheitskräfte alarmiert. Auf eine Verurteilung der Person kommt es nicht an, zudem kann es sich um einen Fehlalarm handeln. Der Systemlieferant bietet schon ein Cloudsystem an, über das verschiedene Unternehmen ihre schwarzen Listen mit Gesichtern Verdächtiger miteinander teilen könnten. Wer einmal auf einer solchen Liste landet, könnte bald erhebliche Schwierigkeiten beim täglichen Einkauf bekommen. Zudem können auch Unverdächtige später in unabsehbarer Weise ausgewertet werden: Manche Systeme rastern und speichern grundsätzlich jedes Gesicht, das sie vor die Linse bekommen…“

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