Friday, December 29, 2017

Gratislieferung ist schön - aber sehr teuer

Der grösste Online-Shopping-Stress des Jahres liegt hinter uns. Millionen Pakete wurden täglich verschickt und auch direkt an die Haustür geliefert - in vielen Fällen zum Nulltarif. Genau das ist es, was die Online-Kundschaft will: Eine Umfrage von PwC Deutschland zeigte kürzlich, dass volle 91 Prozent der Online-Shopper die kostenlose Zustellung erwarten.

Paketzustellung ist kein Kinderspiel - vor allem um die Weihnachtszeit.
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Wir kennen die Situation und haben schon oft ein zusätzliches Produkt in den virtuellen Einkaufswagen gelegt, um den Betrag zu erreichen, ab welchem die Gratislieferung versprochen wird. Die Gratiszustellung als Einkaufsmotivator funktioniert also bestens - aber zahlt sich diese Strategie für den Onlinehandel auch aus? Angesichts der steigenden Paketzahl und entsprechend steigenden Retouren darf das zumindest bezweifelt werden. Strategy&, die Strategieberatung von PwC, hat ausgerechnet, wie hoch die durchschnittlichen Kosten sind, die einem Händler für den Paketversand entstehen.  
Laut einer Benchmark-Analyse europäischer Einzelhändler müssten Versandhändler als Untergrenze mindestens 3,50 Euro (CHF 4.10) pro Standardbestellung berechnen, um ihr Geschäftsmodell profitabel zu gestalten. Abhängig von Faktoren wie Größe, Lieferfenster, und besonderen Anforderungen der Lieferung (z.B. Kühlung) können diese Kosten allerdings bedeutend über diesem Wert liegen. Die Summe von 3,50 Euro deckt sowieso nur die Logistikkosten ab, um Waren vom Lager des Einzelhändlers bis zur Haustür des Kunden zu liefern. Retouren sind hier nicht einberechnet. Die logische Folgerung: Werden dem Kunden niedrigere oder gar keine Liefergebühren in Rechnung gestellt, muss der Versandhändler die anfallenden Kosten selbst tragen. Allein im Bestellungsrummel der vergangenen Festtage sind also Zustellungskosten in enormer Höhe zusammengekommen, die von den Händlern getragen werden müssen.

Die Verfasser der Studie bei PwC Strategy& sprechen von einer Gratismentalität der Verbraucher, die von den Händler selbst geschaffen worden sei. Diese stelle eine grosse Herausforderung für den profitablen Betrieb dar. Im Luxussegment seien es immerhin etwa 80 Prozent der europäischen Onlinehändler, die profitabel arbeiteten, schätzt PwC; im Lebensmittelhandel weniger als 10 Prozent. 

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