Wednesday, March 1, 2017

Streaming kills the Radio Star

Wer zur Generation-X oder zur Baby-Boomer-Generation gehört, ist zu einer Zeit aufgewachsen, während der Musik noch nicht im Überfluss vorhanden war. Wer einen bestimmten Song wieder hören wollte, hatte eigentlich nur die Möglichkeit, im Musikladen eine Single zu kaufen – was vor 40 Jahren schon fünf Franken kostete. Dieses Stück Vinyl wurde in vielen Fällen so oft gespielt, bis es kaum mehr brauchbar war. Die Generationen, die in der digitalen Gesellschaft gross werden, haben keine derartigen Probleme: Musik ist immer und überall abrufbar – per Smartphone oder PC. Die technische Qualität ist einwandfrei, die Kosten sind vernachlässigbar.

Queen Radio, geliefert von Google Play Music.                    Screengrab Google
Am schlimmsten war das Schweizer Radio, damals Radio Beromünster und später Radio DRS: Es sendete eine ganze halbe Stunde Popmusik pro Woche – die Hitparade, die von Jürg Marquard präsentiert wurde. Ansonsten spielte meistens das Unterhaltungsorchester Beromünster unter der Leitung von Hans Möckel – er war vielleicht der meistgehasste Musiker unter jugendlichen Musikfans in der Schweiz. Radiostationen, die einigermassen moderne Musik sendeten, gab es höchstens im Ausland: Radio Luxemburg gehörte dazu, und später Südwestfunk 3 in Deutschland, der viel Popmusik sendete.
Diese Zeiten längst vorbei – heute wird Musik gestreamt, sogar die CD, die erst in den 80er-Jahren als digitales Medium ihren Siegeszug antrat, ist schon bald wieder tot.
Herkömmlichen Radiostationen droht ein ähnliches Schicksal.  Zwar gibt es nahezu unendlich viele Radio-Stationen, vor allem wenn alle digitalen Stationen im Internet mitgezählt werden. Wer aber Musik ganz nach seinem eigenen Geschmack hören will, ist mit Streaming-Diensten viel besser bedient, als mit traditionellen Radio-Stationen, die meistens ein ermüdend beschränktes Musikprogramm anbieten.
Die bekannten Musikdienste sind Spotify, Apple Music und Amazon Music und natürlich Google Play Music. Google Play Music bietet zum Beispiel verschiedene Benutzerebenen; es funktioniert als Streaming Dienst, aber auch als “Music Locker“. In diese Music Cloud können Benutzer 50‘000 eigene Songs laden – und zwar kostenfrei. Besonders interessant an Google Play Music ist aber die Radio Funktion, die es möglich macht, die bevorzugte Musik und ähnliche Stücke von ähnlichen Artisten in einem persönlichen Kanal zusammenzufassen. Wer zum Beispiel die englische Gruppe Queen sucht, kann unter anderem zwischen Queen Radio, Bohemian Rhapsody Radio oder Freddie Mercury  Radio wählen. Die Musik, die dann auf diesem persönlichen digitalen Kanal gespielt wird, geht aber viel weiter: David Bowie, The Cross, Meat Loaf, Elton John, Bon Jovi, Bonnie Tyler und viele mehr. Das persönliche Programm funktioniert natürlich auch mit anderen Sparten. Doch Google Play Music bietet mehr: Zu jeder Tages und Nachtzeit werden passende Musikprogramme angeboten, die dem Musikgeschmack, der Stimmung oder Tätigkeit der Hörer angepasst sind. Jeder Song, der gespielt wird, kann bewertet werden, dadurch passt sich das Programm allmählich den Präferenzen des Users an. Diese Besonderheit hat Google vom Musikanbieter Songza übernommen, den der Internetriese im Jahr 2014 geschluckt hat.

Es macht keinen Sinn, alle Besonderheiten von Google Play Music und anderen Streaming-Diensten aufzuzählen – die Liste würde zu lang. Eine Schlussfolgerung bietet sich aber an: Weil es möglich ist, auf diese Weise persönliche Musikprogramme zusammenzustellen – mit kleinstem Aufwand, werbe- oder kostenfrei, dann braucht es eine spezielle Motivation, um herkömmlichen Radiostationen zuzuhören. Die Vision “Streaming kills the radio star“ könnte schon bald Realität werden.

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