Monday, March 13, 2017

Das iPhone, die Medien – und viel, viel Gratiswerbung

Hat es das eigentlich schon gegeben? Dass viele Medien atemlos über ein Produkt spekulieren, darüber in hunderten oder gar tausenden von Artikeln Gerüchte verbreiten und sich generell verhalten, wie kleine Kinder, die über ihre zu erwartenden Weihnachtsgeschenke rätseln – allerdings schon Monate, bevor der Weihnachtsbaum steht.  Wahrscheinlich hat es das schon gegeben, aber mit dem Apple iPhone wurde in den letzten Jahren ein ganz neuer Massstab gesetzt.

Das neue iPhone wird jeweils von unzähligen Bloggern und Journalisten beworben,
lange bevor es auf dem Markt ist - auch auf Youtube                                 Bild ytimg
Viele Medienkonsumenten sind wahrscheinlich nicht allzu überrascht über die Tatsache, dass es seriöse und unseriösere Medien gibt, die Gerüchte verbreiten - allerdings geht es an dieser Stelle nicht um Politik, sondern um das neuste Apple iPhone. Und wenn es darum geht, abzuschätzen, wie das nächste Modell dieses Geräts aussehen und was es leisten wird, geben die Tech-Journalisten auch gerne zu, dass sie spekulieren und Gerüchte verbreiten – obwohl die Präsentation des Geräts erst im Herbst stattfinden wird. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zum Beispiel, ein durchaus seriöses Blatt, hat dieser Tage sogar eine ausführliche Zusammenfassung der Gerüchte publiziert:
“Was bei den Gerüchten allgemein hilft, ist ein Blick zur Konkurrenz. Viele Funktionen, die Apple in den vergangenen Jahren vorgestellt hat, boten vorher auch schon andere Hersteller an. Bei den diesjährigen Gerüchten ist das nicht anders: Mit dem „Project Tango“ startete Google vor drei Jahren eine Plattform für AR. Mit dem Lenovo PHAB2 Pro und dem Asus Zenfone AR sind nun schon zwei Geräte auf dem Markt, die Realität und animierte Objekte auf dem Display verschmelzen lassen. Die Funktion zur Gesichtserkennung bietet Android schon seit mehreren Jahren und einen Iris-Scanner führte Nokia 2015 für die Lumia 950-Serie ein. Für Apple dürfte es also nicht unmöglich sein, diese Neuerungen umzusetzen. Bis zur offiziellen Vorstellung wird Apple alles dafür tun, dass keine Informationen über seine neuen iPhones nach Aussen gelangen. Allgemein lässt sich aus der Erfahrung der letzten Jahre nur eine Tatsache sicher prophezeien: Nicht jedes Gerücht stellt sich als richtig heraus…“
Immerhin so viel ist also klar: Man darf betreffend iPhone nicht jedes Gemunkel glauben – auch wenn es gedruckt oder digital publiziert wird. Was natürlich nicht heisst, dass andere grosse Publikationen nicht ebenfalls lange Artikel voller Spekulationen veröffentlichen. Aber wie steht es denn eigentlich mit der Tatsache, dass man diese iPhone-Gerüchte ganz einfach auch als ganz viel Gratiswerbung ansehen könnte? Eine Google-Suche zeigt, dass dies anscheinend kein Problem ist – zumindest wird nicht darüber diskutiert - und wir verstehen auch weshalb.
Im heutigen 24-Stunden News-Zyklus greift man/frau am Schreibpult nach jedem Strohhalm, um die unendliche Zahl von Seiten zu füllen, die täglich und nächtlich gefüllt werden müssen. Ausserdem ist das iPhone ein Produkt, das viele Fans und potenzielle Käufer hat – das Interesse ist also durchaus vorhanden. Und schliesslich hat ja Apple auch ein Werbebudget – dessen Verteiler sicher wohlwollend auf genauso wohlwollende Berichterstattung reagieren.
Man sieht: Im  digitalen Zeitalter ist vieles gleich geblieben – vieles ist schwieriger geworden. Zum Beispiel das Auseinanderhalten von Journalismus und Werbung. Das hat weniger mit dem iPhone, als mit dem Überlebenskampf vieler Medien zu tun. Aber das ist wieder ein ganz anderes Kapitel.

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