Thursday, December 6, 2018

Autonome Autos mit Notfall-Chauffeur: Google fährt Taxi

Jetzt kommen sie also, die fahrerlosen Taxis, allerdings erst in den USA und immer noch mit Notfall-Chauffeur - im Falle eines Falles. Aber immerhin. In Phoenix im Bundesstaat Arizona ist es jetzt tatsächlich möglich, eine Taxifahrt in einem selbstfahrenden Fahrzeug zu buchen.

Ein autonomer Waymo-Van, wie er auch für den Taxibetrieb verwendet werden
soll, bei einer Testfahrt in Kalifornien.                                        Bild Wikimedia
Waymo gehört zu Alphabet, ist also eine Firma die zum gleichen Konzern gehört wie Google. Momentan können einige hundert Beta-Tester im Grossraum Phoenix eine Fahrt in einem fahrerlosen Taxi mit Waymo-Technologie buchen und bezahlen. Waymo One ist natürlich ein Konkurrent von Uber - oder will zumindest einer werden. Kunden buchen Fahrten und bestätigen ihren Standort durch eine App. Waymo wählt die beste Route und den besten Aussteigepunkt, was bedeuten kann, dass der Passagier einige Minuten zu Fuss zu seinem endgültigen Ziel geht, ähnlich wie bei einem Discountservice, den Uber anbietet. Waymo liefert sogar ein Preisangebot zum Zeitpunkt der Buchung und verwendet die "Upfront Pricing"-Methode, die Uber 2016 als Alternative zum traditionellen Taxameter eingeführt hat.
In diesem Zusammenhang ist eine Aussage interessant, die Waymo-Chef John Krafcik kürzlich an einer Konferenz gemacht hat:
“Er sagte, dass es der Industrie wohl niemals gelingen werde, Autos zu bauen, die zu jeder Jahreszeit und bei allen Wetterlagen autonom fahren können. […] “Autonomie wird immer ein paar Einschränkungen haben“, sagte Krafcik. […] Das größte Potential für autonome Fahrzeuge sieht Krafcik derzeit im Speditionsbereich, wo schon in den nächsten Jahren die ersten selbstfahrenden Lastwägen auftauchen würden. Derzeit werden in den USA etwa 50‘000 Brummifahrer gesucht, wobei der Bedarf an Truckern in den nächsten Jahren auf bis zu 275‘000 steigen soll. Für solche Fahrten seien autonome Systeme sehr gut geeignet: „Güter größtenteils auf Autobahnen von Lager zu Lager zu transportieren ist ziemlich simpel“, sagte Krafcik.“
Der Waymo-Boss ist also trotz praktischer Fortschritte im autonomen Fahren vorsichtig mit seinen Prognosen. Da ist er nicht der Einzige. Der Deutsche Automobilclub ADAC hat kürzlich eine Studie zum Thema machen lassen, die versucht, gewisse Zeitrahmen und Erwartungen abzustecken. Sie sagt voraus, dass Automatisierungsfunktionen ab 2020 zuerst auf Autobahnen funktionieren werden. Bis zum Jahr 2050 könnten dort etwa 40 Prozent aller gefahrenen Kilometer automatisiert zurückgelegt werden. Allerdings wird auf Autobahnen nur ein Drittel der Fahrleistungen erbracht. Systeme, die auch den Stadtverkehr beherrschen und erst recht solche, die auf allen Strassenarten funktionieren, werden laut der Prognos-Studie erst deutlich später auf den Markt kommen. Gerade auf Landstrassen würden Automatisierungsfunktionen jedoch die grösste Wirkung entfalten. Hier wird knapp die Hälfte der Fahrleistungen erbracht, hier sind aber auch mit einem Anteil von 60 Prozent die meisten Verkehrstoten zu beklagen. Entsprechende Systeme für Landstrassen würden aber vermutlich erst gegen 2040 verfügbar sein.“

Wir werden also in den nächsten Jahren viel von autonomen Autos hören. Waymo ist erst der Anfang. Bis die Autos aber wirklich selber fahren lernen, werden noch viele Fahrzeuge von Menschen gelenkt über die Autobahnen brausen. Da vor allem auf Landstrassen schwere Unfälle passieren, also dort, wo die Automatisierung noch länger nicht greifen wird, ist das Potenzial des automatisierten Fahrens für die Verkehrssicherheit vorläufig geringer als allgemein erwartet wird. Gleichzeitig können sicherheitsorientierte Assistenzsysteme, wie Notbrems- und Spurhalteassistenten, schon heute deutliche Steigerungen der Sicherheit bewirken.



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