Monday, June 13, 2016

Facebook, die News und die Voreingenommenheit

Da ging doch kürzlich das grosse Raunen durch die amerikanischen Medien, dass Facebook voreingenommen sei, was die Verteilung von News an die User betreffe. Das hat uns dazu veranlasst, den Facebook-Themen-Feed auf unserer Page einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Fazit: Wer sich informieren will, sucht sich besser andere Quellen.

Was bei Facebook am meisten interessiert, hat oft nicht
viel mit relevanten News zu tun.   Screengrab Facebook
Die Story sorgte vor allem in den USA für viel Aufsehen: Facebook ist voreingenommen – oder, wie die Welt in Deutschland titelte: “Macht Facebook geheime Politik gegen Konservative?“ Die Frage liess sich natürlich nicht schlüssig beantworten: Eher konservative Medien tendieren dazu, dies zu glauben; der grosse Rest des linksliberalen Mainstreams schreibt die Schlagzeilen eher konservativer Schwarzseherei und allgemeinem Kulturpessimismus  zu. Konkret geht es darum, dass Facebook seinen Nordamerikanischen Usern seit zwei Jahren unter der Überschrift “Trending“ eine Auswahl von Themen serviert, die momentan viele Leser interessieren. Da Facebook Millionen von Usern hat, werden diese Schlagzeilen natürlich oft angeklickt. Team-Mitarbeiter, die bei Facebook für die Auswahl dieser Themen verantwortlich waren, gaben nun in einem Interview an, dass die Auswahl der Meldungen oft nach politischen Kriterien vorgenommen worden sei:
“Der aktuelle Vorwurf: Vor allem Nachrichten aus dem konservativen Spektrum, die tatsächlich massiv von Nutzern debattiert worden seien, hätten es nicht in die prominente Rubrik rechts oben auf der Facebook-Seite geschafft. Berichte über prominente Konservative wie Mitt Romney, Glenn Beck oder Rand Paul seien in der Auswahl nicht immer, aber je nach Teamleiter benachteiligt worden.
Facebook hat die Anschuldigungen wenige Stunden nach Veröffentlichung des Artikels bei "Gizmodo" dementiert […] Die angesagten Themen, erklärt Facebook, würden zunächst immer von einem Algorithmus ermittelt. Das menschliche Team im Hintergrund überprüfe dann, ob es sich bei dem Thema tatsächlich um eine aktuelle Nachricht handle. Die identifizierten Trends würden dann an die Nutzer weitergegeben, auf Basis von deren persönlichen Interessen und Vorlieben. Wo hält sich ein Nutzer gerade auf, welche Seiten verfolgt er, wofür hat er einen Daumen nach oben gegeben – auch diese Informationen spielen in die nun wieder computergesteuerte Auswahl hinein.“
Was auch immer mit der Themenauswahl bei Facebook geschehen ist – die „Trending Topics“
auf der Plattform leisten definitiv keinen Beitrag zur Erfüllung unseres Informationsbedürfnisses, wie die abgebildeten Schlagzeilen vom Montag nach dem Massenmord in Orlando Florida zeigen. Neben für uns irrelevanten Meldungen über gefeuerte Sportkommentatoren, Country Musiker, die sich zum politischen Geschehen äussern, Schauspielerinnen, die ausgezeichnet wurden – und natürlich Donald Trump,  landeten gerade mal zwei Themen auf unserer Liste, die uns interessieren – eine wissenschaftliche Meldung und ein IT-Thema. Wer sich nicht nur für den kleinsten gemeinsamen Klatsch-Nenner interessiert, kann ohne weiteres auf die Facebook-Themen-Hitparade verzichten.
Kein Verlust also, für die meisten deutschsprachigen Facebook-User, die (noch) auf diese Trending Topics verzichten müssen, die von einem Facebook-Algorithmus ausgewählt und von Facebook-Mitarbeitern gefiltert werden. News werden zwar überall mit mehr oder weniger Voreingenommenheit serviert, wer aber den schnellen Überblick sucht, ist mit Google-News oder der News-Site einer seriösen Tageszeitung sicher besser bedient, als mit den Trending Topics von Facebook.

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