Wednesday, September 24, 2014

E-Commerce mit “dem Geruch unaufgeräumter Billigläden“?

Es sind einige Tage vergangen, seit Alibaba aus dem fernen China in New York an die Börse aller Börsen ging und dort einen fulminanten Start hinlegte. Inzwischen ist Alibaba-Gründer Jack Ma 25 Milliarden US-Dollar wert und ist zum reichstenMann Chinas avanciert. Doch was steckt eigentlich hinter dem gigantischen Chinesischen E-Commerce-Unternehmen, und wie geht es nun weiter? Werden die Karten im globalen Internet-Shopping neu gemischt? Wird Alibaba zum Joker, der Amazon schlagen kann?

Von Unterwäsche bis zu ganzen Abwasserreinigungsanlagen findet sich auf alibaba.com
so ziemlich alles. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Aktie des E-Commerce-Giganten
hält, was sie versprochen hat - trotz  kulturellen Gräben, die noch zu überwinden sind.
Auch wenn Alibaba an der Börse absolut grandios startete, ist bei weitem nicht klar, ob sich da eine Spekulationsblase gebildet hat, deren Luft schon bald zumindest teilweise entweichen könnte. Es gibt einige Börsenspezialisten, die der Sache nicht trauen. Zitat aus der Zeit:
“Normalerweise werden Erstinvestoren verpflichtet, in den ersten Monaten an ihren Aktienanteilen festzuhalten. Mit diesen sogenannten Lockup-Vereinbarungen soll verhindert werden, dass gleich zu Beginn des Börsengangs die Ursprungseigentümer ihre Anteile verkaufen und einen Kurssturz auslösen. Beim Facebook-Börsengang etwa durfte kein einziger Erstinvestor seine Aktien loswerden. Im Fall von Alibaba gilt diese Einschränkung nach Angaben des Wall Street Journals bei etwa einem Drittel der bisherigen Eigentümer nicht. Sie dürfen ihre Anteile sofort verkaufen. Und einige haben das auch vor: Allen voran Jack Ma selbst hat angekündigt, dass er 12,7 Millionen Aktien loswerden und seinen Anteil an Alibaba von rund acht auf dann etwa sechs Prozent senken will. Das macht ihn um einen Schlag um eine halbe Milliarde Dollar reicher.“
Wer investieren will, sollte sich vorher sowieso mal ganz gut informieren. Einen Gelegenheit zur rudimentären Information bietet eine detaillierte Übersicht vonSpiegel Online, die in zumeist grafischer Form den Aufbau und Hintergrund von Alibaba erklärt. Dort erfährt man unter andserem, dass das Bezahlsystem von Alibaba, genannt Alipay, oft mit Paypal verglichen wird, aber doch entscheidend anders ist:
Anders als beim US-Dienst bekommt der Verkäufer sein Geld allerdings erst ausgezahlt, wenn der Käufer seine Zufriedenheit mit dem Produkt bestätigt hat. Eine Bezahlvariante, die gerade in Ländern mit schwachem Rechtsstaat Vertrauen schaffen soll. Jede zweite Transaktion im chinesischen Internet wird inzwischen über Alipay abgewickelt, auch in anderen Entwicklungsländern ist der Dienst beliebt.“
 Die Begeisterung über Alibaba ist nicht überall gleich gross. Die Frankfurter Allgemeine hat sogar eine Sortiments-Kritik des Chinesischen E-Commerce-Unternehmens veröffentlicht - und zwar nicht irgendwo, sondern im Feuilleton:

Wer jetzt auf die Website german.alibaba.com klickt, auf der das Unternehmen seine Angebote in deutscher Sprache präsentiert, stößt schon auf den ersten Seiten auf lauter Produkte, von denen her einen weniger die dünne Luft einer Weltfirma als der strenge Geruch unaufgeräumter Billigläden anweht: Tätowiermaschinen, sexy türkische Dessous, Knoblauch. Eine „Schönheitsmaschine“, die wie ein Staubsauger aussieht, taugt sowohl für Haarentfernung, Hautverjüngung, Aknebehandlung als auch Pigmentkorrektur. Ein „schöner Engel-Flügel“ ist als Geschenk bei Gelegenheiten wie „Jahrestag, Hochzeit und Partei“ geeignet. Er kostet nur 1,29 Dollar, muss aber in einer Stückzahl von mindestens 100 abgenommen werden. Mehrmals annonciert wird unverarbeitetes Haar brasilianischer Jungfrauen, das eine Firma in Guangzhou offeriert, die, wie alle anderen Anbieter bei Alibaba, „vor Ort überprüft“ wurde…“

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