Monday, May 20, 2013

Windows 8: Kampf gegen die Gewohnheit?

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier– wenn er etwas gut findet, wiederholt er es gerne. Genau da mag das Problem bei der Einführung von neuer Software liegen. Plötzlich sieht der Bildschirm ganz anders aus, man muss sich umgewöhnen, vielleicht sogar etwas Neues lernen. Das möchten die meisten von uns doch lieber bleiben lassen - schliesslich haben wir Besseres zu tun.

Joystick statt Steuerrad im Auto - fast wie Kacheln statt Start-Menu am PC...
(Daimler)
Die meisten von uns haben es schon erlebt: Es kommt der Punkt, an dem sich der Kauf der neuen Software nicht mehre länger aufschieben lässt. Sei es, weil neue Hardware beschafft werden muss, oder weil in der Firma ein Upgrade angeordnet wird. Wenn Anwender eine solche Umstellung, grundsätzlich gegen ihren Willen, mitmachen, dauert es in der Regel eine Weile, bis beim Arbeiten mit der neuen Software wieder Frieden herrscht. Vorerst wird mal viel reklamiert und kritisiert.
Nicht immer zu Unrecht, selbstverständlich.  Änderungen bringen nicht immer nur Vorteile (und zwar nicht nur was Software betrifft, sondern häufig auch wenn Websites neu gestaltet werden. Aber das ist wieder ein anderes Thema).
Microsoft ist gerade dabei, diesen Effekt zu erfahren – und noch ist nicht klar, ob sich Windows 8 zu einem negativen Wendepunkt in der Microsoft Erfolgsgeschichte entwickeln wird. Immerhin ist es jetzt soweit, dass Microsoft versprochen hat, Windows 8 massgeblich anzupassen, um den gewohnheitsbedingten Bedürfnissen der Anwender entgegenzukommen. Vermutlich wird die neue Version, die unter dem Namen Windows Blue entwickelt wird,  Windows 8.1 heissen und für Windows 8-Käufer gratis sein.   
Doch nur weil es einen Kritikerchor gibt, heisst das noch lange nicht, dass Windows 8 auch wirklich schlecht ist. Es gibt durchaus Anwender, und zwar sehr fachkundige, die nicht nur keine Probleme mit Windows 8 haben, sondern das OS bereits schätzen. Einer davon ist Christoph Hugenschmidt von Inside-IT. Unter dem Titel “Rettet Windows 8“plädiert er mit Engagement für das neue OS:
“Ich bin offensichtlich der einzige User überhaupt, der Windows 8 gut findet. Das neue Betriebssystem wird weltweit als riesige Niederlage von Microsoft wahrgenommen.
[…]  Die meisten blasen ins gleiche Horn und raten Microsoft, doch wieder zur alten "Aero"-Oberfläche zurückzukehren oder wenigstens den lieben Startbutton links unten wieder einzuführen. Doch es geht um mehr und paradoxerweise zeigen gerade die relativ miesen Verkäufe von Windows 8, dass Microsoft Recht hat. Denn Windows 8 verkauft sich schlecht, weil sich klassische PCs und Notebooks schlecht verkaufen. Der "Personal Computer" ist tot, die PCs der Zukunft sind Tablets, Smartphones, Velocomputer und Kühlschränke. In diesem Markt ist Microsoft schwach. Will der Konzern nicht auf dem "Müllhaufen der Geschichte" landen,  muss er dringend Innovationen bringen. […]Das neue Windows hat viele, heftige Kinderkrankheiten, ist aber ein Anfang. Denn es bietet potentiell über viele Plattformen hinweg die gleichen Funktionen und das gleiche "Look & Feel". Deshalb muss Microsoft das neue Betriebssystem nicht "zurückbauen", sondern schnell weiterentwickeln.“
Hugenschmidt ist natürlich nicht der einzige Anwender, der Windows 8 gut findet. Auch einige seiner Leser finden das und geben das in ihren Kommentaren zum Artikel zum Ausdruck. Allerdings liegt vielleicht gerade hier der Hund begraben: Hugenschmidt (und viele seiner Leser) sind nicht einfach gewöhnliche Anwender, sondern eben IT-Profis. Denen fällt es in der Regel leichter sich an neue Umgebungen zu gewöhnen – oft haben sie sogar Spass daran. Für die meisten “gewöhnlichen“ Anwender gilt das mit Sicherheit nicht, ob das neue System nun leistungsfähiger ist oder nicht. Man stelle sich vor, in der Autoindustrie würde etwas Ähnliches passieren. Wie würden wohl die Autofahrer reagieren, wenn sie ihre neuen Wagen plötzlich mit Joysticks lenken müssten – weil das Modell ab sofort nicht mehr mit einem Steuerrad geliefert wird?

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