Wednesday, September 20, 2017

Vorschriften machen ist einfach – sie zu erfüllen nicht

Der grossen Mehrheit der Unternehmen in Deutschland drohen in wenigen Monaten Millionen an Bussgeldern. Am 25. Mai 2018 müssen nämlich die Vorgaben der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung (DS-GVO) umgesetzt sein – doch nur eine Minderheit wird diesen Termin einhalten können. Selbst von den Unternehmen, die sich aktuell mit der DS-GVO beschäftigen, gehen nur 19 Prozent davon aus, dass sie die Vorgaben der Verordnung an diesem Datum vollständig umgesetzt haben. Die Notwendigkeit für Datenschutz ist gegeben, die gesetzlich geregelte Durchführung auf EU-Ebene wird allerdings von vielen Unternehmen als Innovationsbremse und sogar als Gefahr fürs eigene Geschäft eingestuft.


Falls Sie noch nicht mit dem Lesen begonnen haben: Die vierte und finale 
Version der DS-GVO als PDF umfasst 261 Seiten.  
Man weiss es: Vorschriften machen ist nicht schwer – diese einzuhalten hingegen sehr. Was dem bürokratischen Apparat einer Regierung oder eines Verwaltungsgiganten wie der EU als durchaus vernünftig und machbar erscheint, kann für ein Unternehmen zu einem schweren und teuren Klotz am Bein werden. So ist es wohl zu verstehen, dass gemäss einer grossen Bitkom-Befragung nur gerade 20 Prozent der deutschen Unternehmen erwarten, dass sie die Anforderungen der neuen Datenschutzverordnung am Stichdatum zum grössten Teil erfüllen werden. Mehr als jedes zweite dieser Unternehmen gibt an, in acht Monaten werde die Umsetzung nur teilweise erfolgt sein.  Bitkom-Sprecherin Susanne Dehmel warnt die trödelnden Unternehmen: „Wer den Kopf in den Sand steckt, verstösst demnächst gegen geltendes Recht und riskiert empfindliche Bussgelder zu Lasten seines Unternehmens.“
Aktuell haben erst 13 Prozent der Unternehmen erste Massnahmen zur Umsetzung der DS-GVO begonnen oder abgeschlossen. Jedes dritte Unternehmen gibt an, sich bislang noch überhaupt nicht mit den Vorgaben der Verordnung beschäftigt zu haben. Von den Unternehmen, die sich bereits mit der DS-GVO beschäftigt haben, sagt rund die Hälfte, dass sie bisher höchstens zehn Prozent aller notwendigen Arbeiten erledigt hat. Nur drei Prozent gehen davon aus, dass sie mehr als die Hälfte der Aufgaben abgearbeitet haben.
Das ist eine magere Bilanz für die Umsetzung einer Verordnung, die bei der Einführung nicht nur von den verantwortlichen Beamten Lob erhalten hat. Woran liegt es?
Die Unternehmen, die sich mit der DS-GVO beschäftigt haben oder dies noch tun wollen, nennen als grösste Herausforderungen bei der Umsetzung den schwer abzuschätzenden Aufwand, die Rechtsunsicherheit und mangelnde praktische Umsetzungshilfen. Künftig rechnen 35 Prozent mit Mehraufwand im Unternehmen durch die DS-GVO. Jedes fünfte Unternehmen erwartet dabei sogar deutlich mehr Aufwand.

So befürchten 57 Prozent kurzfristig mehr Rechtsunsicherheit, 42 Prozent glauben, dass Geschäftsprozesse komplizierter werden. Mehr als jeder dritte Befragte sagt zudem, die DS-GVO bremse die Innovationskraft in Europa, jeder Vierte sieht einen Wettbewerbsnachteil für europäische Unternehmen. Und 14 Prozent gehen sogar so weit zu sagen, die Datenschutzverordnung stelle eine Gefahr für die eigene Geschäftstätigkeit dar.

No comments:

Post a Comment