Thursday, December 15, 2016

Digitale Transformation im Auto: Noch fehlt das Vertrauen

Neue technische Errungenschaften werden nicht immer mit offenen Armen willkommen geheissen, das war schon immer so. Oft gibt es gute Gründe für ein gesundes Misstrauen gegenüber unbekannten Technologien; gezielte Kritik kann dann zu Verbesserungen führen, die mehr Vertrauen schaffen. In dieser Phase scheint sich die digitale Transformation des Automobils zu befinden. Umfragen zeigen nämlich, dass die meisten Autofahrer den autonomen Fahrzeugen noch nicht über den Weg trauen.
Wer Erfahrungen mit Assistenzsystemen hat, hat mehr Vertrauen
in autonome Fahrzeuge.                                   Grafik Consline AG
 Eine Umfrage des amerikanischen Automobilclubs AAA ergab im Frühling dieses Jahres, dass drei von vier Befragten Angst davor haben, in einem autonomen Vehikel mitzufahren. Nur ein Fünftel der Studienteilnehmer gab an, der Selbstfahr-Technologie zu vertrauen. Eine ganz aktuelle Studie aus Deutschland, die vom Marktforscher Consline durchgeführt wurde, kommt jetzt zu sehr ähnlichen Resultaten. Die Mehrheit der Autofahrer betrachtet die Technik zum autonomen Fahren als unausgereift und findet es befremdlich, das Lenken dem Fahrzeug zu übergeben. Allerdings zeigt die Befragung auch, dass konkrete Erfahrungen mit Fahrassistenzsystemen die Akzeptanz deutlich erhöhen; Systeme, wie beispielsweise Abstandsregeltempomat oder Spurhalteassistent vermindern bei den Nutzern nicht nur den Fahrstress - sie schaffen auch Vertrauen in die Technik und vermindern das wahrgenommene Unfallrisiko. Allerdings bleiben starke Bedenken hinsichtlich der Kompatibilität mit anderen Verkehrsteilnehmern, aber auch bezüglich Haftungsfragen und Datenmissbrauch.
Im Ranking der Nützlichkeit liegt der Abstandsregeltempomat vorne, Schlusslichter bilden Verkehrszeichenerkennung und Bremsassistenten. Hier werden von den Fahrern erhebliche Fehlfunktionen bemängelt.
Im Vergleich der untersuchten Premiummarken zeigen sich überraschende Unterschiede: Trotz tödlicher Unfälle liegt Tesla beim Abstandsregeltempomat und Spurhalteassistenten deutlich vor deutschen Premiummarken. Der Bremsassistent von Tesla wird allerdings kritisch bewertet.
Insgesamt halten Autofahrer, die bereits Erfahrungen mit Assistenzsysteme gemacht haben, beachtliche Verbesserungen für notwendig, insbesondere in den Bereichen Verkehrsfluss ("zu grosser Sicherheitsabstand"), Fehleranfälligkeit ("falsche Reaktion des Systems") oder Fahrverhalten ("ruckartiges Anfahren", "unnötig hartes Bremsen").

Wir gehen davon aus, dass sich diese Assistenzsysteme rasch verbessern werden – auch wenn es immer wieder Rückschläge gibt. Schliesslich war auch das ganz gewöhnliche, von Menschenhand gelenkte Automobil, das vor mehr als 100 Jahren in Erscheinung trat, nicht von Anfang an ein uneingeschränkter Erfolg. Das Misstrauen gegenüber der damals neuen Technologie war so gross, dass zum Beispiel eine Kanadische Provinz von 1908 bis 1919 den Gebrauch von Automobilen auf sämtlichen öffentlichen Strassen untersagte…  

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