Saturday, March 19, 2016

Digitale Flugzeugträger, digitale Currywurst und digitaler “Horror“

Wir von Digital Society Report sind uns sehr wohl bewusst, dass die digitale Gesellschaft in kürzester Zeit sozusagen in jeden Bereich des Lebens vorgedrungen ist. Deshalb hat heute auch jede Zeitung und jede Zeitschrift – ob digital oder gedruckt – eine Rubrik, die das Thema abhandelt. Manchmal scheint es allerdings, als ob den Digitalredaktoren die Themen ausgehen.

Das Motto: "Die Zeitung macht uns keinen Kummer, morgen kommt die
nächste Nummer" gilt längst nicht mehr. Trotzdem ist die Qualität der
Nachrichten im digitalen Zeitalter nicht gestiegen.                   Bild Wikipedia
Nehmen wir zum Beispiel den “Stern“, der in seiner digitalen Ausgabe zuoberst meldet, dass Twitter auch weiterhin die Obergrenze von 140 Zeichen für Nachrichten aufrechterhält. Soweit so digital. Die nächsten zwei Themen lassen dann schon eher schwierig als Digital-Stories einordnen. Da ist mal die Story über den neusten Amerikanischen Flugzeugträger:
“Im kommenden Monat wird die USS Gerald R. Ford (CVN-78) in Dienst gestellt, die Schiffstaufe fand im November 2013 statt. Die Gerald R. Ford ist nicht nur ein neuer Flugzeugträger der USA, es ist das erste Schiff einer neuen Klasse, der Ford Klasse. Als Schiff wird die Gerald R. Ford die USS Enterprise von 1961 ersetzen, die dann außer Dienst gestellt wird. 4500 Mann bilden die Besatzung des Giganten, der sagenhafte 90‘000 Tonnen verdrängt…“.
Von der Marine geht’s, immer noch unter der Rubrik “Digital“, nahtlos zum Thema Currywurst:
“Der Thermomix gilt als König der Küchengeräte. Doch ist er in der Küche wirklich unschlagbar? Philipp Weber und Nicky Wong treten an zum ultimativen Duell Topf vs. Thermomix. Die dritte Aufgabe: Currywurst.“
Nach der Wurst kommt der Horror – aber keine Angst, das hat nichts mit der Qualität der Lebensmittel zu tun. Gleich unter dem Wurst-Test bringt der Stern eine Story mit der Hinweiszeile: “Grusel-Übertragung“:
Plötzlich ist sie weg: Im Hintergrund eines TV-Interviews spielt sich eine mysteriöse Szene ab. Am Gepäckband wartet eine Frau. Doch plötzlich ist sie weg. In sozialen Medien rätselten User darüber - und fanden schließlich die Erklärung.“
Und wie lautet diese?
Tatsächlich kann - wer genau hinschaut - die Erklärung für das mysteriöse Verschwinden der Dame entdecken. Tatsächlich ist sie in dem Moment losgegangen, als sie komplett von der anderen Frau verdeckt wurde. Bis sie aus dem Bild gerät, bleibt sie so für die Kamera unsichtbar…“
Immerhin hat diese Geschichte einen “digitalen“ Hintergrund. Sie wurde auf den sogenannten Social Media verbreitet. Das macht sie allerdings nicht interessanter. 
Der kritische Blick in die Digitalrubrik des “Stern“ zeigt zwei Tatsachen. Nämlich dass es auch eine digitale Sauregurkenzeit gibt (das erfahren wir auch beim Digital Society Report und haben deshalb viel Verständnis für die Stern-Redaktion).
Allerdings demonstriert das mühsame Aufmotzen von irrelevanten News, die oft gar keine sind, dass die Redaktionen der Digitalrubriken mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, wie alle News-Produzenten, und dass sie diese Probleme auf die gleiche Art und Weise lösen. Im digitalen Zeitalter muss der Nachrichtenfluss die Mühlen der Medienbetriebe ununterbrochen antreiben – 24 Stunden im Tag, sieben Tage die Woche. Dass die meisten User nicht bereit sind, für diese Flut von Inhalten zu bezahlen, trägt sicherlich nicht zur Qualitätsverbesserung bei. Dem Dilemma zu entkommen, scheint enorm schwierig zu sein. Es gibt nur wenige Medien, denen es bis jetzt gelungen ist. 

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