Friday, March 1, 2013

Das Second-Screen-Phänomen


Es war einmal, dass der Fernseher die Rolle des virtuellen Kaminfeuers in der guten Stube spielte. Wenn die Flimmerkiste lief, dann versammelte sich die die Familie davor und konzentrierte sich auf die gerade laufende Sendung. Doch die Zeiten haben sich definitiv geändert:  Mittlerweile gibt es mehr Internet-Nutzer, die während des Fernsehens einen "Second Screen" benutzen – zum Beispiel einen Laptop oder ein Handy - als solche, die sich nur auf das TV-Programm konzentrieren.

TV allein reicht nicht mehr: ein zweiter Bildschirm muss her!
Eine neue Studie von  Fittkau & Maaß Consulting, für die mehr als 8000 Internetnutzer befragt wurden, hat ergeben, dass  vier Fünftel der Internet-User sehr aktive Medien-Nutzer sind: 81 Prozent der Befragten haben am Vortag der Umfrage ferngesehen. Doch bei den meisten von ihnen war dabei die Aufmerksamkeit für den TV-Bildschirm nicht ungeteilt: Mehr als 55 Prozent hatten zusätzlich einen zweiten Bildschirm, einen "Second Screen", vor Augen. Meist handelte es sich dabei um einen Laptop (52 Prozent), aber auch mobile Geräte wie Smartphones (37 Prozent) und Tablets (12 Prozent) spielen bereits eine wichtige Rolle. Und immerhin knapp 30 Prozent hatten parallel zum Fernsehen noch einen stationären Computer laufen.
Mit beachtlicher Geschwindigkeit hat sich das Phänomen "Second Screen" und damit ein im wahrsten Sinne des Wortes multimediales Mediennutzungsverhalten etabliert.  Allerdings, das zeigt die Studie, ist die Aufmerksamkeit der Second Screen-User geteilt: 49 Prozent sind nebenbei durch das Internet gesurft, 48 Prozent haben E-Mails bearbeitet. Gut ein Drittel war in sozialen Netzwerken wie Facebook unterwegs. Und mehr als jeder Vierte hat parallel auf seinem Second Screen gespielt.
Im Vergleich dazu ist die Online-Nutzung von Inhalten und Anwendungen, die mit einer laufenden TV-Sendung oder -Werbung zu tun haben, noch wenig verbreitet. Immerhin jeder Zehnte hat mit seinem Second Screen etwas getan, was mit der gerade laufenden Fernsehsendung zu tun hatte. Knapp zwei Prozent haben online etwas genutzt oder abgerufen, das mit einer TV-Werbung im Zusammenhang stand.
Entscheidend ist die Frage, auf welchem "Screen" die Hauptaufmerksamkeit der  Nutzer liegt. Häufig werden nämlich Dinge erledigt, die die volle Aufmerksamkeit des Nutzers fordern – zum Beispiel das Lesen und Schreiben von E-Mails oder das Arbeiten - und bei denen davon auszugehen ist, dass der Fernseher nur nebenbei läuft. Spätestens dann stellt sich die Frage: Welches ist der erste und welches der zweite Bildschirm?
Die Studie deutet darauf hin, dass die Grenzen zwischen den verschiedenen Bildschirmen zukünftig immer mehr verschwimmen werden. Es sei nicht damit zu rechnen, dass dem Fernsehen zukünftig noch so viel ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt werde, wie wir es in der Vergangenheit gewohnt waren, schlussfolgern die Aufraggeber.
Was heisst das zum Beispiel für Werber? TV–Werbung nimmt heute trotz Internet und Co. das grösste Stück vom Schweizer Werbekuchen in Anspruch. Zumindest in der Schweiz, scheinen sich die Marketingfachleute also gar nicht daran zu stören, dass das Fernsehen und damit auch die Werbung oft nur noch im Hintergrund läuft...

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