Friday, January 30, 2015

Ladenkiller Internet?

Auch in Europa realisieren immer mehr Detailhändler und Konsumenten, dass der Handel im Internet nicht ohne grundlegende Folgen für den stationären Handel bleiben wird. Entwickelt sich das Internet zum Ladenkiller, das zur Verödung unserer Städte führt, oder gibt es Strategien, um dem entgegenzuwirken?

Die meisten Europäischen Studien zum Thema E-Commerce vs. stationärer Handel kommen aus Deutschland. Diese können sicherlich nicht deckungsgleich für die Schweiz übernommen werden, geben aber immerhin Anhaltspunkte für den zu erwartenden Entwicklungstrend. Die neuste Untersuchung in dieser Kategorie hat das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) über die Deutschen Innenstädte durchgeführt. Eines der Resultate: Immer mehr Leute shoppen zu Hause am PC und gehen dafür weniger in die Stadt. Zitat IFH:
Online-Einkaufen ist (meistens) einfach, günstig, und viele User ziehen es dem Einkauf
in stationären Läden vor.                                                                       Screenshot MM
“Jeder fünfte Innenstadtbesucher gab an, verstärkt online einzukaufen und aus diesem Grund die Innenstadt seltener zum Einkaufen zu besuchen. Auffällig ist: Kleinstädte und Metropolen sind dabei gleichermaßen von Frequenzverlusten betroffen…“
Diese Entwicklung ist nicht neu, ist aber in den letzten Jahren zum Trend geworden. Bild.de folgert daraus, dass das Internet ein Ladenkiller sei, der Online-Handel zum echten Problem für den klassischen Einzelhändler werde. Zitat:
“Die Schleuse ist offen. Die Online-Händler werden dem klassischen Einzelhandel in den nächsten Jahren immer mehr und immer schneller Umsätze wegnehmen“, sagt Gerrit Heinemann, Handelsexperte und Leiter des eWeb-Research-Center an der Hochschule Niederrhein […] Was auf klassische Einzelhändler zukommt, lässt das vorige Weihnachtsgeschäft erahnen. Während die Einzelhandelsumsätze in den wichtigsten Verkaufsmonaten des Jahres nach Angaben des HDE bei 80 Milliarden Euro stagnierten, explodierten die Absatzzahlen der Online-Händler. Ihr Umsatz stieg laut Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) um 54,5 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro. […] Der Internet-Boom hält an, eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Auch im kommenden Jahr wird der Online-Handel nach Einschätzungen des HDE mehr als zehnmal so stark wachsen wie der Einzelhandel insgesamt. In weniger als zehn Jahren werde ein Viertel aller Einkäufe im Internet erledigt, erwartet Handelsexperte Heinemann.“
Diese Entwicklung verläuft enorm schnell; zahlreiche Detailhändler werden wohl davon überrollt werden. Dass es aber neben den bekannten Multichannel-Strategien auch noch andere Ansätze gibt, die Erfolg versprechen, weiss die Computerwoche. Sie berichtet von einer Online-Initiative der Detailhändler in der Deutschen Stadt Wuppertal, die Kunden in die traditionellen Läden bringt. Zitat:
“Ob Blumenladen, Zoo-Markt, Optiker oder Küchenstudio - sie alle präsentieren in Wuppertal ihre Angebote gemeinsam, koordiniert von der örtlichen Wirtschaftsfördergesellschaft. Wer bis 17 Uhr bestellt, bekommt die Lieferung im Stadtgebiet am selben Tag. Oder er kommt in den Laden…“
Solche Initiativen sind in Europa vielversprechender als in Nordamerika, wo die Distanzen riesig sind, und die Verödung der Innenstädte schon vor Jahren, mit dem Bau riesiger Einkaufszentren ausserhalb der Stadtgrenzen begonnen hat und auch im Internet-Zeitalter unaufhaltsam scheint. Hier sind es nicht mehr nur die Innenstädte, denen die E-Commerce-Umsätze fehlen. Es sind die Malls, die grossen Einkaufszentren, wo immer mehr Läden schliessen. Experten rechnen damit, dass sich die Detailhandelsflächen hier in den nächsten 10 Jahren um bis zu 50 Prozent verringern werden!



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